Next Generation Internet (NGI) ist eine Förderungsinitiative der EU-Kommission. Sie hat bereits vielen Projekten ermöglicht, nachhaltig neue Features zu implementieren und moderne kryptografischer Verfahren zu verbreiten. Sie finanzierte Sicherheitsforschung an proprietärer Kryptografie und senkte allgemein die Zugangshürden zur Open-Source-Entwicklung für finanziell weniger Privilegierte.
Hier eine Auswahl an Projekten, die Wesen aus dem Datenfreude-Umfeld selber benutzt oder zu denen sie beigetragen haben oder die sie generell als wertvoll erachten und die in der Vergangenheit durch das Next-Generation-Internet-Programm gefördert wurden:
Unter Discover NGI Innovations und NLNet All projects sind weitere Projekte, die mit Geld aus dem Next-Generation-Internet-Programm gefördert wurden.
Hinweis: NLNet organsiert auch Projektförderung mit Geldern aus anderen Fördertöpfen. NGI-geförderte Projekte lassen sich auf der Projektseite filtern.
Angesichts der riesigen Zahl an Open-Source-Projekten, die von diesem Programm profitiert haben und von denen viele für uns unmittelbar relevant sind und angesichts seiner deutlichen Wirksamkeit für eine Zukunft der nachhaltigeren Open-Source-Entwicklung, unterstützen wir den folgenden offenen Brief zum Erhalt des NGI-Programms. Der Brief wurde ursprünglich von petites singularités veröffentlicht, eine englische Übersetzung von OW2. Die deutsche Übersetzung stammt von uns und kann gern weiterverwendet werden.
Wesen, die diesen Brief mitzeichnen möchten, veröffentlichen bitte den Brief auf ihrer Website und füllen die Tabelle am Fuße des originalen Pads aus.
Offener Brief an die EU-Kommission
Seit 2020 fördern Next-Generation-Internet-Programme (NGI) als Teil des Horizon-Programms der EU-Kommission freie Software durch einen Cascade-Funding-Ansatz (vgl. etwa die Förderaufrufe von NLNet). Wir bemerken, dass dieses Jahr im Planungsentwurf von Horizon Europe, der die Förderprogramme für 2025 aufführt, Next-Generation-Internet nicht mehr als Teil von Cluster 4 erwähnt wird.
NGI-Programme haben ihre Stärke und Wichtigkeit in der Unterstützung der europäischen Software-Infrastruktur, als allgemeines Förderinstrument zur Förderung digitaler Gemeingüter und zur Sicherung ihrer langfristigen Nachhaltigkeit bewiesen. Diese Veränderung ist uns unverständlich, zumal sich NGI als effizient und ökonomisch erwiesen hat in der Unterstützung freier Software als Ganzes, von den kleinsten bis zu den etabliertesten Initiativen. Die Diversität dieses Ökosystems stützt die Stärke europäischer technischer Innovation und der Erhalt der NGI-Initiative zur Bereitstellung struktureller Unterstützung für Software-Projekte am Herzen der weltweiten Innovation ist der Schlüssel zur Durchsetzung der Souveränität europäischer Infrastruktur. Entgegen allgemeiner Wahrnehmung entspringen technische Innovationen häufig in Europa statt in nordamerikanischen Programmier-Communities. Und sie werden meistens von kleineren Organisationen initiiert.
Der letzte Cluster 4 stellte 27 Mio. Euro bereit für:
- „Ein auf Menschen ausgerichtetes Internet, das den gemeinsamen Werten und Grundsätzen in Europa entspricht.“;
- „Ein blühendes Internet, das auf gemeinsamen, im Rahmen der NGI geschaffenen Bausteinen basiert und eine bessere Kontrolle über unser digitales Leben ermöglicht“;
- „Ein strukturiertes Ökosystem talentierter Mitwirkender, das die Schaffung neuer und Weiterentwicklung bestehender Internet-Gemeingüter vorantreibt“
In Rahmen dieser Herausforderungen erhielten mehr als 500 Projekte in den ersten fünf Jahren NGI-Förderungen, unterstützt von 18 Organisationen, die diese europäischen Förderungen in Konsortien verwalteten.
NGI trägt zu einem umfangreichen Ökosystem bei, da der größte Teil des Budgets für die Finanzierung Dritter im Rahmen offener Förderungsaufrufe verwendet wird, um Gemeingüter zu strukturieren, die den gesamten Bereich des Internets abdecken - von Hardware bis zu Anwendungen, Betriebssystemen, digitalen Identitäten oder der Kontrolle von Datenverkehr. Diese Förderungen Dritter werden im laufenden Programm nicht erneuert, so dass vielen Projekten die Mittel für Forschung und Innovation in Europa fehlen.
Darüber hinaus ermöglicht NGI den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen allen Ländern der Eurozone und den „Erweiterungsländern“1, die derzeit ein Erfolg und ein ständiger Fortschritt sind, ähnlich dem Erasmus-Programm zuvor. NGI eröffnet und unterstützt langfristigere Beziehungen, als dies bei einer reinen Projektfinanzierung der Fall ist. Es ermutigt zur Implementierung von Projekten, die als Pilotprojekte gefördert werden, fördert Zusammenarbeit und die Identifizierung und Wiederverwendung gemeinsamer Elemente über Projektgrenzen hinaus, die Interoperabilität in Identifizierungssystemen und darüber hinaus sowie die Einrichtung von Entwicklungsmodellen, die verschiedene Größenordnungen und Arten europäischer Finanzierungsprogramme kombinieren.
Während die USA, China oder Russland enorme öffentliche und private Mittel in die Entwicklung von Software und Infrastrukturen zur massenhaften Erfassung privater Daten stecken, kann sich die EU dies nicht leisten. Freie und quelloffene Software, wie sie von NGI seit 2020 unterstützt wird, ist von ihrer Konzeption her das Gegenteil potenzieller Einfallstore für äußere Eingriffe. Sie ermöglicht es uns, unsere Daten lokal zu halten und fördert eine gemeinschaftsweite Wirtschaft und ein gemeinschaftsweites Know-how bei gleichzeitiger internationaler Zusammenarbeit.
Dies ist im gegenwärtigen geopolitischen Kontext umso wichtiger: die Herausforderungen technologischer Souveränität sind von zentraler Bedeutung und freie Software erlaubt es, sie zu bewältigen und gleichzeitig für Frieden und Souveränität in der digitalen Welt als Ganzes einzutreten.
Vor diesem Hintergrund fordern wir Sie dringend auf, sich für den Erhalt des NGI-Programms im Rahmen des Förderprogramms 2025 einzusetzen.
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Horizon Europe definiert als Erweiterungsländer: Bulgarien, Estland, Griechenland, Kroatien, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Portugal, Rumänien, die Slovakei, Slowenien, die Tschechische Republik, Ungarn und Zypern. Assoziierte Erweiterungsländer (unter der Bedingung eines Assoziationsabkommens) sind: Albanien, Armenien, Bosnien, die Färöer-Inseln, Georgien, Kosovo, Moldawien, Montenegro, Marokko, Nord-Mazedonien, Serbien, Tunesien, die Türkei und die Ukraine. Übersee-Erweiterungsländer sind: die Azoren, Guadeloupe, franz. Guyana, Martinique, die Kanaren, Mayotte, Reunion, Saint-Martin und Madeira.↩